„Versehrt“

  • Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer

Das Euthanasie-Denkmal im Mirabellgarten wurde im Jahr 2014 von einem NS-Anhänger zerstört. Das beschädigte Denkmal stand nun kurzzeitig in doppeltem Sinne für die Ermordung der „Versehrten“ im Faschismus.

Die nationalsozialistische Ideologie von „Volksgemeinschaft“, „Volksgesundheit“ und „Rassenhygiene“ propagiert das Phantasma einer heilen Welt. In dieser scheinbar widerspruchsfreien Welt ist kein Platz für Andersartigkeit. Abweichungen von willkürlichen „arischen“ Normvorgaben wurden als „minderwertig“ oder gar „erbkrank" verunglimpft. Davon betroffene Menschen wurden im Rahmen der NS-Euthanasie ausselektiert und ermordet. Nach Anordnung der „Aktion T4“ im Jahre 1939 wurden Menschen in den Folgejahren aus den Örtlichen Heil- und Pflegeanstalten in Tötungsanstalten überführt und dort ermordet. Für Österreich war dies das Schloss Hartheim bei Linz. Die Organisation hierfür lag bei den jeweiligen Leitungen der „Landesheilanstalten für Geistes- und Gemütskranke“. Für Salzburg ist in dem Zusammenhang Leo Wolfer, Direktor der Landesheilanstalt, zu nennen.

Die Geschichte des Salzburger Euthanasie-Mahnmals . (Kurzfilm von Patrick Fux, Matthias Gruber, Sonja Herzl)

Das Denkmal im Mirabellgarten, das 1991 errichtet wurde, bezeugt in seiner Entstehungsgeschichte, wie lange nach den Geschehnissen noch immer kein offener, transparenter Umgang mit der Beteiligung von Ärztinnen und Ärzten an der menschenverachtenden Gesundheitspolitik der Nationalsozialisten möglich gewesen ist. Der ursprünglich angedachte Ort der Errichtung, das Gelände der „Landesheilanstalt“, der heutigen psychatrischen Abteilung der Christian-Doppler-Klinik, scheiterte an der vehementen Weigerung der damals zuständigen Leitung, die Beteiligung und Verbrechen der Ärzteschaft damit zu dokumentieren und der Opfer zu gedenken. -> Vgl. Hofinger 2016 (S. 269ff)

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