Heilen?

  • Foto: Rita Bürgler

Das Krankenhaus als Ort zur Gesundung und Genesung wurde in der NS-Zeit auch zum Tatort von Mord und Verstümmelung. Neben willfährigen Ärzten fand hier aber auch Widerstand gegen die Zwangssterilisierung von ausselektierten Menschen statt.

Unter der Zielsetzung der „Rassenhygiene“ wurde das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das bereits 1933 in Deutschland erlassen wurde und auch ab 1. Jänner 1940 in Österreich zur Anwendung kam, zur Grundlage legalisierter Verstümmelung einer Vielzahl von Menschen. Ärztinnen und Ärzte meldeten Menschen, die nach einem Katalog der Machthaber unfruchtbar gemacht werden sollten. An dieser Form der schweren Köperverletzung beteiligten sich MedizinerInnen und JuristInnen. Die Anzahl der Opfer, die im Salzburger Landeskrankenhaus zwangssterilisiert wurden, wird auf mehrere Hundert geschätzt. Insgesamt geht die Forschung von 5.000 – 10.000 Opfern in Österreich aus. -> Vgl. Hofinger 2016 (S. 274)

Historisches Portraitfoto Anna Bertha Königsegg
Anna Bertha Königsegg. Foto: ABK-Schule, Taxham.

Der Widerstand gegen diese Angriffe auf die schutzlosesten Mitglieder der Gesellschaft war sehr gering. Bekannt ist, dass die Schwestern des Ordens des Hl. Vinzenz von Paul, die als Operationsassistentinnen im Landeskrankenhaus tätig waren, von ihrer Ordensleiterin Sr. Anna Bertha von Königsegg angewiesen wurden, eine Mitwirkung zu unterlassen. Anna Bertha von Königsegg weigerte sich auch in den Folgejahren, bei der Tötung von Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung mitzuarbeiten. Ihr kluger und mutiger Einsatz für die Schwachen war ein Lehrbeispiel für die Möglichkeit, Widerstand gegen ein scheinbar übermächtiges System zu leisten. Sie wurde zu einer Ikone des christlichen Widerstands, und nach ihr ist heute eine Schule in Taxham benannt.

Die Aufarbeitung dieser medizinischen Verbrechen dauert bis heute an, sowohl in der öffentlichen Diskussion wie auch innerhalb der betroffenen Familien. Mit der Ausstellung „Lebens(un)wert“ unter der Federführung von Walter Reschreiter wurde 2006 für Salzburg eine wichtige Dokumentation geschaffen und ebenso wichtige Impulse für eine Auseinandersetzung Über den heutigen Umgang mit „Behinderung“ gegeben.

Plan

Logo KZ-Verband