Platz für Aufzüge aller Art

Der Residenzplatz im Lichterschein des alljährlich stattfindenden Fackeltanzes gibt eine Idee davon, dass die einzige Bücherverbrennung der Nazis in Österreich an diesem Ort sicherlich eindrucksvoll inszeniert werden konnte.

Der Philosoph Walter Benjamin sprach von der „Ästhetisierung der Politik“ als eine Charaktereigenschaft des Faschismus. In der Tat war die Inszenierung in Form von Fackelaufmärschen, der Reichspogromnacht und nicht zuletzt in der öffentlichen Vernichtung humanistischer Kultur, die die Vernichtung von Menschen vorwegnahm, ein geeignetes Mittel zur Stimulation des sogenannten „Volkszorns“. So bot auch der Salzburger Residenzplatz die passende Kulisse für NS-Aufmärsche und die einzige in Österreich durchgeführte Bücherverbrennung.

Christkindelmarkt von oben
Christkindlmarkt auf dem Salzburger Residenzplatz. Foto: www.christkindlmarkt.co.at, Salzburg

Ein historisch bewusster Umgang mit diesen öffentlichen Plätzen und ihrer Geschichte ist nicht nur eine Frage, den Opfern des Faschismus gerecht zu werden. Er ist auch ein Ausdruck davon, wie sehr heute noch oder wieder ein Bewusstsein dafür vorhanden ist, mit welchen Mitteln unmenschliche Ziele wie Krieg und Völkermord gesellschaftlich umgesetzt wurden. Noch vor dem „Anschluss“ veranstalteten die Nationalsozialisten am 21. Februar 1938 einen „nationalen Fackelzug“ in Salzburg zum Residenzplatz, um bereits symbolisch die Aufhebung der Souveränität Österreichs zu signalisieren und als Wunsch der Massen zu proklamieren.

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