Stammtisch

Gasthäuser, Biersäle und Festzelte boten auch den Nationalsozialisten einen passenden Rahmen für ihre Organisation und Propaganda. Was bedeutet die sogenannte „Meinungshoheit über den Stammtischen“?

Die Gründung der NSDAP fand in einem Münchner Wirtshaus statt, der Aufstieg der Nationalsozialistischen Bewegung hin zu den großen Reichsparteitagsveranstaltungen vollzog sich vor allem in Bierkellern und Wirtshaussälen. Bier als stimulierendes Mittel trifft hier auf einfache Demagogie. Findet das Hassposting nicht zuletzt einen Vorläufer in der Bierzelt-Rhetorik von Hetzreden und manchem Stammtischritual? Das gegenseitige Beklatschen in großer Runde, der Rückenwind durch eine Vielzahl scheinbarer Gleichgesinnter schafft eine aufgeheizte Stimmung, die nicht selten in verbaler oder gar körperlicher Bedrohung von Menschen außerhalb dieser Stimmungsgemeinschaft mündet.

Bierzelt mit Wahlkampfveranstaltung
Wahlkampf im Bierzelt… Hitzige Bierseligkeit und wer nicht dazu gehört, bleibt draußen. Quelle: Video von derStandard.

Für diese Form der Stimmungsmache fällt häufig der Begriff „Populismus“. Ist diese Bezeichnung hilfreich? Unter „Rechtspopulistisch“ werden oft rechtsradikale, rassistische, nationale, undemokratische und auch faschistoide Zielsetzungen verstanden. „Populismus“ verharmlost diese Zielsetzungen jedoch und entkoppelt sie von historischen Erfahrungen und Lehren. Zudem legt der Begriff nahe, Demagogen würden einem plumpen „Volksempfinden“ nachfolgen, und Stimmungsmache gegen Minderheiten wäre ein natürlicher Trieb des Menschen.

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