Das Feindbild „Roma“ hat sich in den 70 Jahren nach Kriegsende in manchen Gesellschaftskreisen unbeschadet erhalten können. Neben Hasspostings helfen „racial profiling“-Maßnahmen wie auch das Salzburger Bettlerverbot, die Ausgrenzung am Leben zu halten.
Die Hetze in den sozialen Medien gegen Notreisende, aber auch ihre Darstellung als „Bettlerbanden“ in der Presse, die stets mit Sinti und Roma assoziiert werden, erinnern an einen Artikel aus der Salzburger Landeszeitung von 1939: „Wie uns aus Maxglan mitgeteilt wird, führen die dortigen Bewohner über das Treiben der in der Nähe der Kendlersiedlung in Wohnwagen hausenden Zigeuner verständlicherweise Klage. Geschäftsleute werden von den Zigeunern auf alle mögliche Art betrogen, auch die Bauern können der Plage kaum Herr werden. Die Bevölkerung erwartet, daß sie bald von diesen aufdringlichen und betrügerischen Elementen befreit wird.“ (Zitat, Quelle: Hofinger 2016, S. 252)
Auch wenn das Wort „Zigeuner“ heute aus dem offiziellen Sprachgebrauch verbannt scheint, verfestigen sich unwidersprochene Diffamierungen und Ressentiments gegenüber Sinti und Roma und bestimmen einen Diskurs bis aus ihnen vermeintliche Wahrheiten werden. Initiativen wie der Verein Phurdo in Salzburg erinnern nicht nur an den „Porajmos“, sondern kämpfen auch heute aktiv gegen Hetze und Diskriminierung dieser Volksgruppe. Solche Stimmen und Organisationen sind ein wichtiger Bestandteil einer jeden demokratischen Gesellschaft und benötigen deshalb auch breite Unterstützung.
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Auch in Salzburg ist es für Menschen, die der Bettelei nachgehen also eine bestimmte Lebensweise pflegen, vielfach unmöglich nicht irgendeine „Regel“ zu Übertreten. Oft genügt hier schon der Aufenthalt an Öffentlichen Plätzen, das Sitzen im Auto oder das Schlafen unter einer Brücke. Im vorläufigen Amtsbericht zum sektoralen Bettelverbot von 2017 schreibt die Landespolizeidirektion in ihrer Stellungnahme, dass seit 2013 Über 7000 dem „Bettelmilieu“ zuordenbare Personen kontrolliert wurden. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Salzburger Polizei Über 7000 Personen registriert hat, die dem Anschein nach dem „Bettelmilieu“ zuordenbar sind.