Baustelle Geschichte

  • Foto: Rita Bürgler

Gebäude erfahren durch ihre Nutzung stets eine Um- und Neudeutung. Auch Geschichtsschreibung ändert sich im Sinne ihres Ge- und Missbrauchs. Nichtsdestotrotz beinhaltet jeder Ursprung und die Nutzungsgeschichte ein bleibendes Erbe, das mittelbar oder unmittelbar fortwirkt.

Die Rainerkaserne in Elsbethen war die einzige im Nationalsozialismus erbaute Kaserne in Salzburg. Sie steht in diesem Sinne nicht nur architektonisch für die NS-Zeit sondern ist als Bestandteil des deutschen Militarismus auch ein besonderes Erinnerungsstück an den II. Weltkrieg. Erinnerungen an den Krieg finden sich auch heute noch auf den Friedhöfen der Stadt Salzburg, vor allem auf dem Kommunalfriedhof. Hier bekommt der willige Soldat bis heute von Wehrmacht und Waffen-SS für den „Heldentod“ mehr Platz eingeräumt als der Widerstand gegen den größten Massenmord des 20. Jahrhunderts.

Soldatengräber auf dem Salzburger Kommunalfriedhof
Soldatengräber auf dem Salzburger Kommunalfriedhof. Foto: M. Hank

Der letzte Kampfkommandant der Stadt Salzburg Oberst Hans Lepperdinger wird zum „Retter Salzburgs“. Da er die Stadt Salzburg am 4. Mai 1945 kampflos an die vorrückende US-Armee übergibt, tritt seine führertreue Karriere bei der Wehrmacht in den Hintergrund. Auch „Auskämmungsaktionen“ und die Mobilisierung letzter Aufgebote für den bereits verlorenen Krieg in den letzten Kriegsmonaten ändern nichts an seinen Ehrungen nach dem Krieg. Er wird zum Ehrenbürger und bekommt nach seinem Tod im Jahre 1984 ein Ehrengrab der Stadt Salzburg. -> Vgl. Hofinger 2016 (S. 347f)
Warum gibt es in der Stadt Salzburg bis heute kein offizielles Denkmal für Deserteure?

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